Andreas Goretzky

 

Seit meiner Kindheit hab ich ein besonderes Gehör für Musik, und mein Fernweh wurde durch Abenteurerromane wie die von Karl Mey "im wilden Kurdistan" geweckt. Allerdings wurde ich wegen anderer, mehr greifbarer Talente zum IT Architekten und Berater für eine große deutsche Firma.

Mein jüngster Bruder Christian verbrachte bei einer 4-monatigen Reise nach Asien auch ein paar Wochen in der Mongolei und erzählte mir davon. Das weckte mein Interesse, und im Jahre 2005 reiste ich mit der Eisenbahn von Shanghai bis nach Moskau. Leider hatte ich nur einen ganzen Tag Auffenthalt in der Mongolei, und an diesem Tag fuhr ich in das Naturschutzgebiet Terelj. Als ich da so in dem Ger saß und die ganzen Geräusche der Tiere um mich hörte und die Athmosphäre auf mich wirken ließ, fühlte ich mich wie zuhause.

Ich kaufte mir einen Sprachkurs und hatte 2006 dann die Gelegehheit, 4 Wochen lang die Mongolei zu bereisen. Hier hatte ich auch meinen ersten Kontakt mit der mongolischen volkstümlichen Musik. In Kharkhorin machte der Musiker B.Baasandorj ein Konzert mit der Pferdekopfgeige, Yatga und Kehlkopfgesang. Diese Musik war auch etwas, wo ich mich irgendwie zuhause fühlte. Ich verstand zwar kein Wort, aber die Melodien und der Rhytmus ließen mich nicht mehr los.

Es weitere Reisen, 2009 kaufte ich meine erste Pferdekopfgeige,  2010 war ich der einzige deutsche Teilnehmer auf dem internationalen Morin Huur Festival und war zweimal im mongolischen Fernsehen. Im Mai 2011 hatte ich meine ersten Pferdekopfgeigenstunden bei Bujigmaa Santaro in Paris, was in mir einen bleibenden Eindruck hinterließ. Sie meinte, ich hätte Talent für das Instrument und half mir weiter wenn ich mal wieder etwas ratlos beim Lernen war.

In der Zwischenzeit hab ich die Sprache fleißig weitergelernt und bin seit dem 11. November Student an der Soyoliin deed surguuli (Hochschule für Kunst und Musik) und werde bis Juni 2012 Unterricht nehmen. Da mir die ganze Musiktheorie schon geläufig ist und ich relativ gut Noten lesen und schreiben kann, nehme ich nur praktische Stunden für die Pferdekopfgeige und für Kehlkopfgesang.

Meine Spezialität auf der Pferdekopfgeige sind westmongolische Stücke, auch Tatlaga genannt und der Asar Stil. Viele davon sind Tanzmusik oder davon abgeleitete Solostücke. Diese Musik etwas in sich, was mich magisch anzieht und so hab ich auch schon knapp zwei Dutzend gelernt. In der Zukunft möchte ich diese Art von Musik gerne weiter verbreiten und präsentieren.



Ich habe noch eine private Webseite:
www.brightheart.de
wo ich meine Reiseberichte untergebracht hab und auch ein paar Informationen.

Andreas Goretzky spielt mongolische Pferdekopfgeige im Atelier ZURAG Galerie. 08.11.2011 Berlin www.zurag.de


Andreas Goretzky spielt mongolische Pferdekopfgeige im Atelier ZURAG Galerie. 08.11.2011 Berlin www.zurag.de

Beim Lernen der mongolischen Sprache habe ich auch eine Vorliebe für mongolische Märchen entdeckt, von denen ich einige ins Deutsche übersetzt habe. Wie z.B. das Märchen von den zwei untertrennlichen Kameraden, auf Mongolisch Нөхөрлийн үлгэр

Andreas Goretzky
www.e-stories.de

Das Märchen von den zwei unzertrennlichen Kameraden

Früher, das waren noch Zeiten... hier und dort kauerte sich die ganze Großfamilie vom Urgroßvater bis zum Säugling ums Feuer, hier und dort hieß man den Märchenerzähler mehr als nur willkommen. Ich will euch ein Märchen von dort erzählen. Dort ist hinter den 7 Bergen, hinter den 7 großen Flüssen, hinter 7 Seen, hinter 7 Wäldern,  hinter der großen Steppe und der großen Wüste.

 
Dort lebten die Menschen einst in runden, fast Iglu-artigen Jurten und das taten sie schon seit Urzeiten. Man reichte dem Besucher, der aus der Ferne kommt, einen Milchtee, und schließlich verstummten alle. In der Mitte der Jurte prasselte das Feuer und verbreitet eine wohlige Wärme. Denn friert der Gast, dann werden die Schafe weniger, wie ein altes mongolisches Sprichwort sagt. Nun, ich will euch zu dieser späten Stunde das Märchen von den beiden unzertrennlichen Kameraden erzählen.

Es war mal vor einer langen Zeit, da lebte ein Bärchen und ein Kalb fröhlich und friedlich zusammen. Eines Tages fand das Bärchen eine Glocke auf dem Weg und band es dem Kalb um den Hals und sprach zu ihm:
"wenn ich mal nicht da bin und du Angst kriegst, dann läute die Glocke! Wenn ich das Läuten der Glocke höre, dann komme und werde dich beschützen."

Eines Tages war das Bärchen auf der Jagd, als die Glocke ertönte. Wie in Panik rannte das Bärchen los, und als es beim Kalb angekommen war, fraß es als ob nichts gewesen wäre, saftiges Gras.

"was war los? Ist dir etwas schlimmes passiert?"
Das Kalb erwiderte daraufhin: "Als sich auf  meiner Nase eine Bremse niedergelassen hat, hab ich es mit der Angst zu tun gekriegt und habe dich gerufen. Aber dann ist die Bremse weggeflogen als ich meinen Kopf geschüttelt hab."

"Von nun an wirst du mich wegen solchen Kleinigkeiten bitte nicht mehr rufen" sagte das Bärchen und ging wieder jagen. Als die Glocke wieder ertönte, lief das Bärchen eiligst, fand es das Kalb wieder seelenruhig fressend vor.

"Was war los? Warum hast du mich gerufen?"
Das Kalb daraufhin: "An meinem Kopf hat was gejuckt"

Das Bärchen ging wieder auf die Jagd, und schon nach kurzer Zeit ertönte die Glocke wieder. "Bestimmt sitzt diesmal eine Mücke auf seinem Kopf", sagte sich das Bärchen und kümmerte sich nicht mehr drum.

Abends kam das Bärchen zu ihrem gemeinsamen Wohnplatz kam, war der geliebte Kamerad von einem Wolf gefressen worden."Wegen meiner Schuld hat mein Freund sein Leben verloren.". Voller Reue legte sich das Bärchen auf die Knochen seines Kameraden und starb vor Trauer.

Eines Tages fand der Schäfer des Königs die Knochen des Bärchens und des Kalbes und begrub sie. Zwei Jahre später wuchsen dort zwei dichte Büsche. Mit der aufgehenden Sonne stürmten zwei hübsche Knaben aus den Büschen und spielten den ganzen Tag. Im Abendgrauen verschwanden sie wieder, also ob die Büsche sie verschlungen hätten.

Eines Tages bemerkte der Schäfer des Königs die beiden Knaben und erzählte davon seiner Frau. Die Frau erzählte es ihren Nachbarn, diese verberiteten die Geschichte auch unter ihren Kindern und eins davon erzählte dem Prinzen davon, und dieser erzählte es schließlich dem König.

Der König sandte einen Trupp Soldaten aus, und er gab den Befehl, die beiden Kinder zu fangen. Schließlich gelang es, eines von beiden zu fangen und es sprach der Hauptmann:

"Wir müssen auch den anderen Rotzbengel fangen, denn Schlimmes wird uns widerfahren, wenn wir ihn nicht kriegen."

Schließlich fingen sie im Abendgrauen auch das andere Kind und brachten die beiden zum König. Dieser sprach:" Vielleicht werden diese beiden Kinder mal zu den Helden, die unser Land retten können. Nun aber sollen sie erstmal meine Tiere hüten".
 
Die beiden Jungen wurden Altankhuu und Möngönkhuu genannt, was in unserer Sprache Goldkind und Silberkind bedeutet. Nach zehn Jahre der harten Arbeit wuchsen sie zu zwei starken und kräftigen Männern heran.

Eines Tages kam ein Soldat und überbrachte einen Befehl:
"Goldkind soll in den Krieg ziehen, so ist der Wille des Königs".

Wegen dem Krieg nun zog Goldkind von dannen und mußte seinen Bruder verlassen. Silberkind vermißte seinen Bruder sehr. Eines Tages kam zu seinem Heim ein alter Hauptmann des Königs und überbrachte den Befehl:

"Der König sendet dich in den Osten zum Volk der Schwarzjurten. Dort wirst du die zehnte Tochter rauben. Der König möchte sie zu seiner Königin machen. Der König gibt dir drei Beutel mit Silberstücken , du wirst sie auf deinem Weg brauchen. Wenn du dem Befehl keine Folge leisten solltest, dann wirst du bei lebendigem Leibe gesotten bis du stirbst"

"Woran erkenne ich die zehnte Tochter?" fragte Silberkind und der Hauptmann antwortete:
"Das ist einfach. Die zehnte Tochter hat drei silberfarben glitzernde Haare unter ihren pechschwarzen Haaren verborgen, sagt man."

Silberkind brach nun auf, um die zehnte Tochter des Königs des Schwarzjurtenvolkes zu finden. Nach vielen Tagen des campierens unter freiem Himmel traf er einen armen Viehhirten und seinen Großvater.
 
"Großvater, wohin des Weges?"
"Ich bin Schäfer des Königs mit dem Namen Khargis. Ein Schaf ist verrückt geworden und weggelaufen. Wenn ich es nicht wiederfind, verliere ich meinen Kopf geschwind, sagt er."
"Mach dir keine Sorgen mehr. Mit diesem Beutel voller Silberstücke kannst du dir eine ganze Herde Schafe kaufen."

"Mein Held, dir sei gedankt. Hier, nimm meinen Schäferstab, er wird dir noch von Nutzen sein." Silberkind steckte den Hirtenstab in seinen Gürtel und ging seines Weges.

Ein paar Tage später traf einen alten Mann, der durch die Steppe humpelte und fragte ihn:
"Wohin des Weges, alter Mann?"
Daraufhin sagte der alte Mann:
"So wie es aussieht, werde ich meinen Sohn niemals wiedersehen. Ich bin von meinem
Pferd gefallen und gehe nun zu Fuß, und zu Fuß werde ich es wohl kaum schaffen." "Um dein Leid zu überwinden, wird dieses Säckchen voller Silberstücke von Diensten sein. Nimm! Kauf dir einen ungestümen Hengst, der wird dich wie der Wind hinforttragen!" Der alte Mann antwortete: "Sei dir gedankt, mein Held. Nimm diesen Schafknochen, vielleicht wird er dir auf deinem Weg noch von Nützen sein".

Silberkind steckte den Schafknochen in seinen Mantel, straffte seine Schultern und ging seines Weges. Als es bereits dunkelte, begegnet er wiederum einem alten Mann.

Er saß in einer Senke und stockerte traurig in den Überresten eines Feuers.

"Oh einsamer Mensch, warum entbehrst einem Dach über dem Kopf und entbehrst der Wärme eins Herdfeuers  und sitzst frierend mitten in der Steppe?"

"Ach ich bin so arm, daß ich weder ein Heim habe, noch habe ich einen Becher um etwas zu trinken. Das Schicksal hat es wirklich schlecht mit mir gemeint. Wohin ich mich auch wende, das Pech verfolgt mich."

"Mögen deine unüberlegten Worte vom Wind verweht werden. Mit diesem Beutel voller Silberstücke kannst du dir einen  Palast als Heim kaufen." sagte Silberkind und gab ihm einen Beutel, seinen Letzten.

Der alte Mann verneigte sich und nahm ein fast schon verglühtes Stück Kohle aus dem Feuer und gab es Silberkind.

"Nimm dies, es wird dir auf deinem Weg noch von Nutzen sein."

Silberkind nahm das Stück Kohle und steckte es in den Brutlatz seines Mantels und machte sich auf den Weg weiter in den Osten, tief in Gedanken versunken. Tag und Nacht im Sattel verbringend, erreichte er schließlich den Palast des Königs vom Schwarzjutenvolk. Er wartete den Beginn der Nacht ab und schlich sich in den Palast. Mit einem Male stand er vor einem riesigen Wachhund, der auch noch anfing zu bellen.
 
Es erinnerte sich Silberkind an den Schafknochen und warf ihn dem Hund hin. Der Hund hörte sofort auf zu bellen und kaute auf dem Knochen herum.
 
In tiefster Dunkelheit schlich er durch den Palast bis er schließlich in einem Schlafgemach die drei silbernen Strähnen in den Haaren einer schlafenden, jungen Frau entdeckte.Silberkind flüsterte ihr ins Ohr: "Ich bin gekommen um dich mitzunehmen. Mein König will dich zur Frau nehmen."
 
Als er das sagte, erwiderte das Fräulein mit dem Namen Ojuun: "Ich habe aber keine Lust, den alten König zu heiraten. Wenn du mich von diesem Leben erretten willst, dann will ich dir zeit meines Lebens treu an deiner Seite verbringen."

"Nun, dann sei es so. Aber hier können wir nicht bleiben."

Daraufhin entgegegnete Ojuun:
"Laß uns von hier schnell fliehen! Wenn mein Großvater, mein König, uns hier findet, dann wird er uns beide hinrichten lassen!" sprach sie.

Silberkind half der jungen Frau hinter sich aufs Pferd und sie eilten in allergrößter Hast von dannen.

Schnell wie der Wind galoppierten sie einen Tag eine Nacht dahin, aber letztenendlich rasteten sie eine Zeit lang und fielen in einen langen Schlaf. Als sie im Morgengrauen erwachten, sahen sie sich umzingelt von den Soldaten des Schwarzjurtenkönigs. Silberkind verschoß sämtliche Pfeile in Richtung der Soladten, aber diese wappneten sich mit Helmen und Schilden und kamen bedrohlich von hinten näher. Als er seinen letzten Pfeil verschossen hatte, schlug er vom Pferd aus mit seinem Schwert zwanzig Krieger nieder, aber beim einundzwanzigsten Soldaten zerbrach sein Schwert.

Ein Soldat, stark wie ein Bär, war drauf und dran, Silberkind anzugreifen, als dieser vom Pferd sprang,  den Hirtenstab aus seinem Gürtel zog und sich damit verteidigte. Er wirbelte herum und der Krieger fiel um wie vom Blitz erschlagen, sowie auch alle anderen Krieger im näheren Umkreis.
 
Nun merkte er, daß es nicht mit rechten Dingen zuging. Der Hirtenstab war wie verhext! Silberkind stecke ihn wieder in seinen Gürtel, sprang aufs Pferd, zerrte Ojuun hinter sich aufs Pferd und galoppierte davon.

Wieder nächtigten beide, als die Kräfte des Pferdes erschöpft waren und sahen sich am nächsten Morgen von einer noch viel größeren Streitmacht umgeben. Silberkind biß die Zähne zusammen, denn nun sah es so aus, als ob der König seine Enkeltochter doch zurückbekommen und Silberkind gefangennehmen könnte.

Er streifte den nutzlosen Bogen über, denn gestern hatte er alle Pfeile verschossen. Das Schwert war zerbrochen, und als er den verzauberten Hirtenstab aus seinem Gürtel nehmen wollte, stellte er fest, daß er ihn verloren hatte.

Vielleicht hat er ihn beim Reiten verloren, sagte er sich. Er rief der Königstochter Ojuun zu "Ich habe keine Angst vorm Sterben, aber ich habe Angst, dich zu verlieren."

Als die Helmspitze des ersten Angreifers sichtbar wurde, erinnerte ihn die Wärme in seinem Mantelinneren an das Stück  Kohle, das wieder zu neuer Glut gefunden hatte. Als er die Kohle in die Hand nehmen wollte, sprühten Funken und Silberkind hatte Angst, sich die Finger zu verbrennen und warf die Kohle ins hochstehende und knochentrockene Steppengras.

Mit einem Male brach ein stürmisches Feuer aus und näherte sich in rasender Geschwindigkeit den Kriegern und verbrannte die Hälfte von ihnen. Der anderen Hälfte glückte die Flucht und schließlich erlosch die Glut und das Kohlestück sah wieder wie ein gewöhnliches Stück Kohle aus.

Er steckte das Stück Kohle wieder in seinen Mantel und fand nach kurzer Suche auch den verzauberten Hirtenstab. Sie ritten, ihrer Feinde entledigt, von dannen bis sie am Rande eines großen Waldes eine verlassene Jurte fanden und sich dort häuslich niederließen.

Silberkind ging jeden Tag auf die Jagd, Ojuun bereitete das Essen aus der Jagdbeute zu und jeder Tag war wie ein kleines Fest für die beiden. Eines Tages sagte Silberkind zu Ojuun: "Bitte gib mir eins von deinen drei silbernen Haaren als Andenken. Ich werde es in meinen Mantel stecken und mit mir nehmen, wenn ich auf die Jagd gehe. Ojuun tat, wie ihr geheißen, und Silberkind ging wie immer auf die Jagd, nun mit noch viel mehr Freude im Herzen als vorher.

Nach dem er zwei Tage lang stolz mit Beute von der Jagd nach hause kam, fand er in der Mitte des dritten Tages einen großen Stein, setzte sich auf ihn und rastete. Gedankenverloren holte er das silberne Haar aus dem Inneren seines Mantels und betrachtete es voller Stolz.

Doch mit einem Male wehte ein mächtiger Windstoß das goldene Haar aus seinen Händen hinfort. Das machte Silberkind sehr traurig und er weinte eine Zeit lang um das verlorene Haar. Voller Reue und Scham kam er zurück.

Aber dann erinnerte er sich, daß seine Frau ja nun noch zwei weitere silberne Haare hat, und bat sie darum, ihm eins davon zu geben. Der Wind blies das verlorene silberne Haar weit fort, immer weiter und immer weiter, bis es schließlich im königlichen Park des Großvaters von Ojuun zu Boden fiel. Der König fand schließlich das Haar und wurd plötzlich sehr sehr wütend. Er rief seinen Hauptmann herbei, welcher vor lauter Angst schlotternd die Schimpftirade und den Befehl des Königs entgegennahm:

"Silberkind hat mein zur Königsgemahlin bestimmtes Enkelkind geraubt und du warst nicht in der Lage, sie wiederzufinden. Der Wind war mir ein treuerer Diener als du es bist, er hat mir ein silbernes Haar von meiner Tochter gebracht. Bring du nun bis zum Ende des letzten Frühlingsmondes meine Tochter zurück, oder du wirst bei lebendigem Leibe gehäutet."

Der Hauptmann nahm eine Hundertschaft der besten Krieger seines Königs mit sich und machte sich auf die Suche. Wohin er aber auch seine Streitmacht führte, er fand Ojuun nicht. Als sich nun der Frühling seinem Ende näherte, sah er von weitem Silberkind an der Straße sitzen, mit stolzer Miene versunken in den Anblick eines silbernen Haares.

Einen Hinterhalt ersinnend befahl der Hauptmann, seinen Soldaten sich im hohen Steppengras zu verstecken und ihm unauffällig zu folgen. Er selbst verkleidete sich als alten Mann, welcher dann scheinbar ganz alleine des Weges ging und Silberkind ansprach.

"Oh mein mutiger Held, mögest du ein hohes Alter erreichen. Meine Beine vermögen mich kaum noch zu tragen, kannst du mir Ruhe und Rast gewähren?"

"Jedes müde Lebewesen soll unter meinem Dache Obdach gewährt werden. Folge mir!" sagte er und Silberkind nahm den verkleideten Hauptmann mit. Als sie beide in die Jurte von Silberkind eintraten, arbeiten sich die Krieger heran und umzingelten die Jurte.

Als er seine beiden Opfer in der Falle glaubte, rief er durch die offene Tür: "Der König hat seinen Tod gewollt. Schießt auf ihn!"

Ojuun warf Silberkind sein Schwert mit Scheide zu, aber als Silberkind das Schwert aus der Scheide ziehen wollte, brach er  zusammen und blieb wie tot liegen.

Der Hauptmann sprach "Nun folge mir unverzüglich zu meinem König. Mein barmherziger Herr hat dich zur Königsgemahlin bestimmt."

Ojuun wurde auf ein Packpferd gezerrt und zur Festung des Königs gebracht. Währenddessen traf auch Goldkind wieder in der Festung ein, nachdem er seine letze Schlacht erfolgreichg geschlagen hatte. Nur war sein Bruder sang- und klanglos verschwunden, und niemand mochte ihm etwas über den Verbleib berichten.

Schließlich machte er sich auf die Suche nach seinem verschwundenem Kameraden.Er ritt über Felder und Wiesen, über Berg und Tal, aber seinen Bruder fand er nicht. Wo immer er auch frage, niemand hatte eine Nachricht hinterlassen und niemand hatte ihn gesehen. Es war zum Verzweifeln, und schließlich ließ er sein Pferd die Richtung und den Weg wählen.

Eines Tages blieb sein Pferd wie angewurzelt in der Nähe eines Sees stehen und schnaubte laut und vernehmlich. Es lief dann doch noch ein paar Schritte und blieb vor einer verwaisten Jurte stehen. "Der Besitzer wird wohl, ohne Nachricht hinterlassen zu haben, sein Heim verlassen haben." dachte er sich, als er
plötzlich seinen leblosen Kameraden entdeckte.

Er stieg ab und trat in die Jurte ein. Mit einem Male wurde es ganz eng um sein Herz, denn er sah seinen Kameraden wie tot am Boden liegen und ein verzweifelter Klagelaut entsprang seiner Brust. "Wie soll nun das Leben weitergehen, wo mein über alles geliebter Kamerad tot ist?"
     
Als er sich wieder etwas gefaßt hatte, sah er ein Schwert, das in einer Scheide steckte. Er erkannte es als das Schwert seines Kameraden. Er nahm das Schwert auf, und schwörte "Ich werde mit diesem Schwert jenen das Leben nehmen, die meinen lieben Kameraden umgebracht haben." Als er das sagte, setzte sich Silberkind plötzlich auf, wie aus einem tiefen Schlaf erwacht und rief "Der König hat mir meine geliebte Ojuun weggenommen, laß sie uns retten, wir müssen sofort aufbrechen."

"Wir werden sie zu zweit retten oder zu zweit bei dem Versuch sterben." sagte Goldkind.

Die Pferde anspornend waren sie Tag und Nacht unterwegs, und schließlich entdeckten sie am dritten Tag die Festung des Königs. Dort hineinzugelangen wird wohl sehr schwer werden, und ein reißender Fluß davor war mit Pferden nicht zu überwinden.

Sie planten, ein Floß zu bauen um sich und die Pferde hinüberzubringen.

Drei Tage beschäft fällten sie Bäume und bauten das Floß. Als sie es zu Wasser ließen, tauchte ein Fischmonster aus dem Fluß auf, und verschlang das Floß mit einem einzigen Biß.

Sie beschossen das Monster mit Pfeilen, aber die Schuppen am Körper des Fischmonsters waren wie Stein und die Pfeile prallten davon ab. Das Monster tauchte wieder unter, und lungerte auf weitere Beute. Es war klar, daß es Mensch wie Tier verschlingen würde, sollte jemand auch nur einen Fuß in den Fluß setzen wollen.

Goldkind fand im Wald eine Felsspitze. Zusammen schafften sie den Felsen zum Fluß und warfen sie in den Rachen des gierigen Fischmonsters. "Das Monster wird nie wieder jemanden verschlingen können" sagten sie sich, und bauten ein zweites Floß. Nur das Fischmonster trieb weiterhin auf dem Boden des Flusses herum und bedrohte die beiden. Silberkind entsann sich des Kohlestückes in seinem Mantel. Das Kohlestück funkte sofort herum, und als es in den Fluß fiel, kochte dieser über und das Fischmonster starb.

Nachdem sie den Fluß nun überwunden hatten, machten sie sich spät am Abend auf den Weg zum Palast. Mit einem Male stellte sich ein neunköpfiges Monster in den Weg. Sie zückten beide ihre Schwerter und schlugen dem Monster 2 Köpfe ab. Das Monster spuckte daraufhin Feuer aus den verbliebenen 7 Köpfen. Mit ihren Reitpeitschen zerschlugen sie weitere 4 Köpfe. Das Monster brüllte wie von Sinnen, und der Boden erbebte.

Silberkind rief "mit meinem zerbrochenen Schwert kann ich schlecht gegen das Monster kämpfen"
Goldkind rief: "ich werde das Monster beschäftigen. Dringe du in den Palast ein und rette deine Ojuun."
Während Goldkind gegen das schreiende und tobende Monster kämpfte, machte Silberkind seine Frau ausfindig und rettete sie.
 
Währenddessen  ergriff das Monster Goldkind und versuchte, ihn mit den drei verbliebenen Köpfen in Stücke zu reißen. Im allerletzten Moment kam Silberkind zurück  und als er das sah, nahm er keine Rücksicht auf sein eigenes Leben mehr, und  er nahm den verzauberten Schäfterstab aus seinem Gürtel und mit einigen Hieben schlug er das sonst so unbesiegbar erscheinende Monster in tausend Stücke.

Schließlich kehrten Goldkind, Silberkind und seine Frau Ojuun zurück in ihre Jurte. Goldkind und Silberkind standen in vielen Kämpfen Seite an Seite ohne Furcht, um den Armen und Rechtlosen beizustehen. Nach jedem Abenteuer kehrten sie in die Jurte am Waldesrand zu Ojuun zurück, und es herrschte Frienden in dieser Gegend der Welt bis an ihr Lebensende. 


Mongolische Kunst

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